Max Le Mans 1996 schrieb am 02.07.23 um 16:50:09:Das Rennen hat mal wieder gezeigt wie sterbenslangweilig der GT-Sport geworden ist. Man sieht weltweit überall – egal, ob im Profisport oder im Amateurbereich – mit wenigen Ausnahmen dieselben Fahrzeuge (Audi, BMW, Mercedes-AMG, Porsche, Ferrari, Lamborghini, McLaren und Aston Martin). Die Hersteller bringen alle paar Jahre ein Evo-Kit oder eine neue Generation des Modells heraus, was sich optisch aber kaum bemerkbar macht. Einfluss haben die Weiterentwicklungen ohnehin nicht, weil zu Beginn der Saison oder vor einer Veranstaltung ausgewürfelt wird, wer konkurrenzfähig ist.
Warum dominiert ein Hersteller im einen Jahr, ist im darauffolgenden aber chancenlos? Kann mir keiner erzählen, dass das auf fahrerisches Können, Strategie oder Ingenieursleistung zurückzuführen ist. Ist mir unerklärlich, wie ein und dasselbe Fahrzeug mal wettbewerbsfähig sein soll, mal nicht. (Ja, ja, die Nordschleife und Spa haben ihre eigenen Gesetze, ich weiß.)
Und was habe ich als Zuschauer davon, wenn siebzig oder mehr Teams dabei sind, wenn es klassenübergreifend dieselben Fahrzeuge sind. Zudem muss man das Reglement geradezu studieren, um die Teilnahmevoraussetzungen der verschiedenen GT3-Klassen (Gold, Silber, Kupfer, Billonlegierung) zu verstehen. Und es würde sich nicht einmal etwas ändern, wenn man GT2 und GT4 zulassen würde. Das sind ja auch dieselben Fahrzeuge mit anderer Leistung (ja, Alpine und KTM, okay).
Ich kann verstehen, warum der Dacia auf der Nordschleife so im Hype ist. Das ist wenigstens mal ein anderes Auto. Aber dort gilt ja ein VW Scirocco als Viper-Ersatz schon als Exot, weil das Teilnehmerfeld hinter den GT3 nur noch aus Markenpokalen besteht.
Vielen mag der Entertainmentaspekt, der durch die für die Mehrheit nicht nachvollziehbaren BoP gesichert ist, gefallen. Für mich hat das nicht mehr viel mit dem ursprünglichen GT-Sport zu tun. Der GT-Sport hat seinen Charakter verloren.
Alles nachvollziehbar, und kann man auch so sehen, aber ich teile als "alter Hase" diese Sicht der Dinge überhaupt nicht. Die Welt entwickelt sich weiter, und die Devise "früher war alles besser" ist kein wirkliches Argument. Ja, der Sport ist "uniformer" geworden, aber ich bin froh, dass wir das heute noch haben, denn das, was wir da momentan zu sehen bekommen, ist eine aussterbende Spezies. Wir haben das unglaubliche Privileg, die besten Zeiten des Verbrennersports miterlebt zu haben, nur: Diese Ära endet über kurz oder lang (eher kurz..). Daher genieße ich auch die aktuellen "Einheitsformeln", weil besser wird es nicht mehr. Das Rennen an der Strecke war geil, nicht mehr und nicht weniger., aber keinesfalls sterbenslangweilig. Der GT-Sport hat seinen Charakter überhaupt nicht verloren, der Charakter hat sich nur verändert! Das ist auch nicht neu, sondern schon seit vielen Jahren jetzt so. Am Ende kann jeder das sehen wie er will, es gibt ja genug Alternativen, seine Freizeit zu vergeuden.