Andy schrieb am 21.09.20 um 13:18:00:Was helfen die Plotwendungen ohne Identifikationsfiguren?
Bei Sportwagen-Rennen gilt ja nach wie vor die Maxime "The cars are the stars." Aber im ganzen Feld über vier verschiedene Klassen verteilt nur 9 verschiedene Chassis und 7 verschiedene Motoren zum Einsatz kommen, fehlt da einfach der Raum für die Bastler und Underdogs, die diesen Sport in der Vergangenheit immer so charmant gemacht haben. Außer in der LMP1 fahren ausschließlich Autos von der Stange und bei den GTs entscheidet zu allem Überfluss auch noch die BoP und nicht die Leistung der Teams darüber, ob man eine Chance auf den Sieg hat oder nicht.
Das ist für mich alles in allem wie eine Seifenoper, bei der alle Charaktere irgendwie gleich glatt und uninteressant sind. Klar passiert da was - aber zum einen ohne innere Logik und zum anderen ohne Figuren, denen ich die Daumen drücke.
Da haste mal gut Recht, auch bei mir hat der ganze BoP-/Cup-/Stangenwaren-Sport, der sich in den letzten 10 Jahren so durchgesetzt hat, mittlerweile ein gewisses Desinteresse an weiten Teilen des Motorsports hinterlassen. Gerade bei mir als jemandem, der sich immer sehr für die Technik dahinter interessiert hat, ist das etwas frustrierend zu sehen, wie exakt die Fahrzeuge austariert werden, damit keiner weder auf der Strecke noch in der Box auch nur den kleinsten Vorteil hat, und doch hinterläßt es immer so ein ungutes Gefühl, ob jetzt wirklich das beste Auto, das beste Team oder die freundlichste BoP gewonnen hat. Außerdem finde ich etwas falsch daran, wenn Fahrzeuge gerade mal 45 Minuten 'Reichweite' haben. Das war mal die Dauer eines knackigen Sprintrennens, bevor man dachte, man müsse sie mittels Pflichtboxenstops spannender machen. Sehr zum abgewöhnen sind auch fragwürdige späte SCs, die noch mal ordentlich das Feld für ein 'oh, what an exciting finish!' zusammenführen
Ein anderes Problem, was ich beim ausschließlichen Wettbewerb mit homologierten Fahrzeugen sehe ist ein Verlust des Wissens, wie man Rennfahrzeuge baut und entwickelt. Zwar weiß vermutlich jedes Team besser oder schlechter, wie man das vorhandene Material einstellt und was man an der Hardware machen müßte, um das Fahrzeug noch schneller zu machen, nur: man darf halt rein garnix machen. Und so ergibt sich, egal welche Kategorie, eine Sprunghöhe, welche die Teams vom Einsatz der Stangenware zu technisch freien Kategorien, nicht überwinden können. Selbst spezialisierte Hersteller tun sich da schwer. Aber solange wie LMP2/3, GTs, ... , ein lukratives Geschäft mit Fahrzeugen und Ersatzteilen für einige Wenige bietet, wird sich daran nix mehr ändern...