Ich kann keine alles umfassende Antwort liefern, aber immerhin ein paar Ansatzpunkte geben:
- Mit dem Porsche 956/962/C wurde ein Fahrzeug
käuflich angeboten, das aus der Kiste heraus schnell und zuverlässig war. Das war im übrigen auch das einzige Fahrzeug, alles andere kam entweder von einem Werk, hatte die Unterstützung eines Werkes oder mit dem Geschehen an der Spitze des Feldes nichts zu tun. Im Gegensatz zu den GT's gibt es aber im Prototypenbereich momentan kein erkennbares Kundensportprogramm auf dem Niveau.
- Chassis mußten damals wohl nicht in der Form abgenommen werden wie es heute der Fall ist (mit Crashtest und Homologation und verpflichtender Neuabnahme bei Änderungen). Was den Bau und Änderungen an derlei Teilen deutlich schwieriger macht gegenüber den Zeiten, als der Hauptwerkstoff noch Aluminiumblech war. Damals waren wohl auch ein paar ganz wilde Teile unterwegs. Christian Danner hat mal für die Rubrik "mein schlechtestes Rennauto" in der MSA berichtet, wie er Mitte der 80er in einem March in LM unterwegs war. So nach 20 h fing das Chassis langsam an, sich aufzulösen. Erkennbar daran, daß sich die Niete gelockert haben und rausfielen...
- Speziell bei der Aerodynamik wurden die Fahrzeuge weniger als eine Einheit betrachtet als vielmehr eine Aneinanderreihung verschiedener Bauteile. Das Wissen, das Bewußtsein, wie sich die Teile gegenseitig beeinflußen, gab es in der Form nicht. Wenn an einer Ecke des Fahrzeuges etwas nicht passte, hat man daran gearbeitet, ohne allzu groß darauf zu achten, was an der anderen Ende passierte Da RLR/GTi bereits angesprochen wurde, dort verwendete man zeitweilig so einen kleinen Couchtisch auf der Fronthaube, mit dem Ziel, den Druckpunkt etwas nach vorne zu verlagern, um dem 962 das aerodynamisch bedingte Untersteuern auszutreiben. Was auch gelang, aber nicht, weil man mehr Abtrieb auf der Vorderachse generierte, sondern vor allem, weil die Anströmung des
Heckflügels massiv gestört wurde. In der Summe hatte man dann aber weniger Abtrieb als vorher, weswegen die Konstruktion wohl auch bald wieder verschwand. Da die Fahrzeuge heute wesentlich ganzheitlicher gebaut sind, ist es fast nicht mehr möglich, nach diesem Trial and Error-Prinzip was zu reißen, denn als erstes bräuchte man wohl erst mal die CFD-Daten, von denen aus der Chassislieferant gearbeitet hat, um zu verstehen, was der sich dabei gedacht hat. Außer man beginnt wie Pescarolo ganz bei null und kleidet das nackte Chassis neu ein.
Anschließend sei noch mal kurz die Frage aufgeworfen, wieviele Teams wirklich eigenständige, umfangreichere Entwicklungsarbeit an ihren (käuflichen) Chassis geleistet haben? Sicherlich ein paar mehr als heute, aber auch nur ein eher kleiner Teil der Teilnehmer.
Das ist das, was mir jetzt spontan einfällt, wenn mir bis morgen noch was in den Sinn kommt, werd ichs anschließend hier abladen